Nach der ersten Aufräumaktion
im März 2023, dem Projekttages mit Frau Sokolowa zum Thema jüdische Symbole und
Traditionen, der Projektvorstellung am 8.10.2023 im Rahmen der Lieder des
Vergessen in der Marienkirche Jeßnitz ging es nun schon in die vierte Runde. Erneut
mit 3 Kleinbussen der Firma Wagner fuhren wir von Raguhn nach Jeßnitz. Unmittelbar
nach unserer Ankunft gab es einen Rundgang über den jüdischen Friedhof zur
Bestandsaufnahme. Wir stellten fest, dass einiges über den Sommer wieder
zugewachsen war. Auch der Weg zu der größeren Grabstätte der Familie Herz war
mit Laub bedeckt und erneut Efeu darüber gewachsen. Auf den Grabstätten konnte
der Efeu als natürliche Abdeckung ja bleiben, aber nicht auf den Wegen. Jeder
wusste sofort, was er zu tun hat. Zum Glück hatte uns die Feuerwehr Jeßnitz
einen großen Anhänger zur Verfügung gestellt, so dass wir diesmal all unser
Unkraut, Laub, Äste und anderen Verschnitt gleich zum Abtransport bereitstellen
konnten. Unterstützt wurden wir von Frau Killyen, Herrn Fromme als
Ortsbürgermeister, Herrn Pissetski mit einer
Kettensäge, Herrn und Frau Sachs und
Frau Rauche. Nach gut 2 Stunden sah es schon richtig ordentlich aus und der
Anhänger war voll. Wir stärkten uns bei einem gemeinsamen Frühstück. Im
Anschluss erforschten wir in 2 Gruppen die Stammbäume der Familien Eisenberg
und Herz. Dazu konnte uns Frau Sachs jede Menge erzählen, da sie eine direkte
Nachfahre der Familie Eisenberg ist. Auch Frau ….. erzählte uns viel von früher.
Bei der Familie Herz gab es u.a. 4 Geschwister, die nicht hier in Jeßnitz auf
dem Friedhof begraben wurden. Nach der Pogromnacht am 9.11.1938, wurden alle
jüdischen Einwohner von Jeßnitz nach Theresienstadt bzw. in ein Ghetto/Lager nach
Warschau deportiert. Dort verlieren sich ihre Spuren. Nur Fritz Herz überlebte
den Holocaust. Er wurde nach dem Krieg Bürgermeister in Jeßnitz. Zum Abschluss
besuchten wir noch den Ort, wo bis zum 9.11.1938 die Synagoge stand. Hier
befindet sich eine in die Straße eingelassene Gedenktafel.
Am Dienstag 9.5. und am 10.5.2023 gab es die erste Fortsetzung des Projekts. An vielen Stationen informierten wir uns über das Leben der Juden. Wir beschäftigten uns mit den Festen und Ritualen. So erfuhren wir, dass mit Bar Mitzwa oder Bar Mizwa, für Mädchen Bat Mitzwa oder Bat Mizwa im Judentum die religiöse Mündigkeit bezeichnet wird. Jungen erreichen sie im Alter von dreizehn Jahren, Mädchen im Alter von zwölf Jahren. Das ist also ähnlich unserer Konfirmation oder Jugendweihe. Eine weitere Station hatte das koschere Essen zum Thema. Im 3. Buch Mose, Kapitel 11 Vers 2 bis 47 wird über reine und unreine Tiere geschrieben. Wir lernten jüdische Begriffe, Symbole und Spiele kennen. Dazu bauten wir uns einen Dreidel. Besonders schwer war allerdings die Station mit dem hebräischen Alphabet. Vokale benutzt man sehr unterschiedlich. Uns hat es riesigen Spaß gemacht, was man an den Bildern sehen kann. Ein besonderes Dankeschön gilt Frau Sokolova, die uns an beiden Tagen so viel beigebracht hat.
Von Alef bis Taw - Teil 1
Hieß es für uns, den Schülerinnen und Schüler der Klasse 6b am Freitag, den 10.03.2023. Für unser Vorhaben hatte sogar der Wetterfrosch dem Sturm, Regen und Schneetreiben eine Auszeit gegeben. Nachdem wir durch die Firma Wagner (ein dickes Dankeschön) mit 3 Kleintransporter zum jüdischen Friedhof gebracht wurden, verschafften wir uns zunächst einen Überblick des Arsenals. Wir erhielten von Herrn Bungeroth eine Liste der Gräber, die hier vorhanden sein müssten und begaben uns auf die Suche. Unterstützt wurden wir den gesamten Vormittag von unserer Klassenlehrerin Frau Rosenthal, unserem Ethiklehrer Herrn Fisch, sowie der Pfarrerin Frau Killyen und dem Bürgermeister Herrn Marbach.
Alle Gräber wurden von uns gefunden. Allerdings mussten wir feststellen, dass einige Grabsteine kaum zu lesen waren, weil sie mit Efeu überwachsen, Grabsteine umgefallen oder mit Laub und Wurzeln verdeckt waren. Die Aufgabe war klar. Alle Gräber sollen wieder in einen ordentlichen Zustand gebracht werde. So machten wir uns mit Gartenscheren, Harken und Rechen an die Arbeit. Nach gut einer Stunde sah man deutliche Erfolge. Von Herrn Marbach erfuhren wir wichtige Informationen zu unserer großen Stadt Raguhn-Jeßnitz, nachdem wir uns ein wenig gestärkt hatten. Auf einigen Grabsteinen waren die Namen der Toten in Hebräisch geschrieben. Das wollten wir auch lesen können und beschäftigten und noch mit dem hebräischen Alphabet. Hebräisch ist eine der ältesten Sprachen weltweit. Geschrieben wird alles von rechts nach links. Mit Hilfe legten wir u. a. das Wort שלום – Schalom=Frieden. Zum Abschluss sangen wir noch 2 Lieder. Unserem Einsatz auf dem Friedhof werden noch weitere Veranstaltungen zum Thema jüdisches Leben in Jeßnitz folgen, denn im Lehrplan des Geschichtsunterrichts und auch im Ethikunterricht gibt es passende Themen. Wieder in der Schule angekommen war für alle erst einmal Hofpause. Und vor allem Schuhe abklopfen angesagt. In der sechsten Stunde übernahm Frau Bretschneider, unsere Schulleiterin und auch Geschichtslehrerin noch einmal die Regie. Wir durften von unserem erfolgreichen Tag berichten. Schüler der Klasse 6b Fazit: Die Begeisterung über das, was die Schülerinnen und Schüler an diesem Tag alle geschafft hatten, war riesengroß. Efeu wegschneiden, Wurzeln abschneiden und rausreißen, harken, kehren ... die Aufzählung vieler kleiner Arbeitsschritte wollte gar kein Ende nehmen. Und voller Stolz nannten sie die Namen, die sie sich auf dem jüdischen Friedhof nach dem Freischneiden bereits eingeprägt hatten: Rosalie Herz, Fritz Herz, Otto Herz und Charlotte Herz - sie wurden immer wieder genannt. Natürlich musste auch über den "eigenen" Buchstaben des hebräischen Alphabets berichtet werden und das Wort "schalom" hatten sich alle gemerkt. Nach den Erlebnisberichten testete jeder mit der Anton LernApp sein Wissen zur jüdischen Geschichte. R. Bretschneider